Volldampf in den Untergang… [Updated]

es gibt so Tage, da wundert man sich, was alles so aus heiterem Himmel passieren kann. So ein Tag sieht dann so aus…

Vespa war vor 2 Tagen in der Inspektion und weil man Lust und Laune hat und sich mal bei der Tante Louise über so “Gegensprechdinger” informieren möchte, tuckert man fröhlich los. Bedeckter Himmel, kühl, es ist etwa 15:20h, also Autobahn nach München.

Alles an der Kiste ist frisch und fluffig, also nach dem kleinen Tunnel, in dem 80 km/h gilt, frei am Hahn gezogen. Mit knapp 120 Schleifen am Kragen rauscht man auf das Autobahnende zu .. 100 sollen es hier sein, also “vom Gas gehen” .. wird nur nicht langsamer .. dann das 80 km/h Schild .. die Kiste schiebt weiter.

Ich habe inzwischen fast 130 Knoten an der Schnur und semmel mit beiden Bremsen angezogen in Richtung der 60er Zone. Rechts ist alles Frei, also rüber und weiter bremsen. Mehr Druck .. muss doch gehen.

Die Karre wird langsamer, schiebt aber vehement nach vorne. Gut, das sind nur 300 ccm und 24 PS aber die Bremsen sind halt vermutlich aus ‘nem Kettcar.

Karre abschalten? Dann ohne ABS weiter und wenn jemand ausschert auf’s Maul legen? Nein danke. Mit Ach und Krach hält die Kiste genau auf der Haltelinie am Ende der Autobahn an der Ampel an. Die Karre schreit volles Rohr, wenn man die Bremse nachlässt drückt es einen vorwärts. Ampel war schon länger rot … also ausharren, 10 sek .. dann Bremse los und die Fuhre ballert vor zum alten Wirt. Vollbremsung auf dem Parkstreifen und Schlüssel rumdrehen. Aus die Maus. Klack. Ruhe.

Die Kupplung stinkt erbärmlich, die Karre ist heiss wie frische Pizza und ich, naja zu dem Zeitpunkt noch recht entspannt. Dass mich die Scheissmöhre beinahe voll in den Tod geritten hätte, habe ich noch nicht realisiert.

10 min Entspannung .. nachdenken, Helmfach rausnehmen und feststellen, dass der Gaszug vollkommen frei läuft und vom Gasgriff bewegt werden kann. Was nun? Erst mal weiter?

Zündung an und … nix. Kein Anlasser dreht sich. Alle Sicherungen checken .. alle ok.

16:00h Werkstatt der Inspektion anrufen .. “Ausserhalb der Öffnungszeiten”
16:10h Also Händler anrufen .. AB .. “Ausserhalb der Öffnungszeiten”
16:20h Vespa Pannendienst anrufen .. “Wir schicken jemand, dauert ne Stunde”

Nach 40 Min war der fröhliche Ungar vom Abschleppdienst dann auch vor Ort. Sehr nett, jedoch was die Panne selber angeht, nicht vom Fach. Macht nix, rechnete ich auch nicht damit. Will nur weg, heim oder auf eine Insel. Er hat keinen Inselverleih aber kann die Fuhre und mich zum K nach O bringen. R in P (Händler) ist zu weit. Passt schon. Von da aus komme ich dann schon heim.

So, nun steht die Kiste bei K .. und ich bin erstmal nicht so wirklich mobil, jedenfalls nicht wie ich es mir vorstelle. Dank Pfingsten kann ich wohl auch erst am Dienstag früh meinem Ärger Luft machen. Und klären, wie es nun weitergehen soll.

Was haben wir …
1 Vespa 300GTS HPE, gekauft vor 8 Wochen, Neu.
1 vermutlich unrettbare Kupplung nebst Anbauteilen (stank wie Kacke)
2 Bremsen, die den Namen nicht verdienen und nun vermutlich bei 0% sind
1 Kunden, der so angepisst ist, dass man ein neues Wort erfinden muss

[Update 02.06.2020 09:00h]
Newsflash … bui bui bui … ding ding…
Pünktlich zur Öffnung um 08:00h stand ich also beim fröhlichen Werkstattmenschen, zum einen, damit die Karre nicht als Spende einkassiert und entkernt wird und zum zweiten, damit man sich den Haufen italienischer Ingenieurskunst mal genauer ansehen möge.

Man hört sich mehr oder minder amüsiert meine blumige Schilderung des Nahtoderlebnisses in Ruhe an, blickt ein wenig ungläubig Richtung Vespa (also den Roller, nicht die Firma) und nimmt in dann einen Werkstattauftrag entgegen. Nach erfolgter Analyse wird man einen “Garantieantrag beim Hersteller” einreichen.

Im Hinterkopf gehe ich alle Anwälte durch, bei denen ich noch was gut habe und versuche mich zu entscheiden ob eher Familienrechtler, Arbeitsrechtler oder ein Strafverteidiger wirklich nützlich sind.

Die Antwort kommt dann auch schon 40 min später per Fernsprechapparat, Garantie geht klar aber Ersatzteil ist nicht auf Lager, kommt per Post aus Pizzaland. Drosselklappe bleibt hängen, muss getauscht werden. Erstmal noch kein Wort zu den Kupplungsbelägen. Aber die sind Nebenkriegsschauplatz, gleichwohl ein Mangelfolgeschaden.

Interessant ist, dass meine Beschreibung zu einem Kontakt führte, der genau das gleiche Problem hatte in der Woche und dessen Mopped auch zum Händler verfrachtet wird. Gleiches Phänomen aber Baujahr 2018, eine Prä-HPE, die aber eventuell den selben Aufbau in Drosselklappe / Einspritzung hat. Wir halten uns gegenseitig auf dem Laufenden.

Das defektive und auszutauschende Bauteil ist übrigens Drosselkörper mit E.C.U. Ersatzteilnummer CM291701.

2 Kommentare

  1. Hängende Drosselklappe. Hatten das findige Ingenieure nicht schon in den 70ern damit gelöst, daß sie dem Gaszug (Öffner) noch einen zweiten (Schliesser) an die Seite gaben, auf daß man sich künftig nicht mehr auf Federchen verlassen müsse und sehr wohl merkt, wenn selbst mit brachialer Gewalt bis zum Zugabriss (sollte die je nötig sein) die Klappe nicht zu schließen ist?

  2. Das Ding hat ja 2 Gaszuege .. laufen vom Gashahn bis zu dem Drosselklappengehaeuse und der eine oeffnet, der andere schliesst .. theoretisch.
    In der Praxis, obwohl beide eingehaengt sind, geht auf aber nicht zu.

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